Fahrradunfall – Soforthilfe-Checkliste: So verhältst du dich richtig


Von Melissa Burisch
5 Min. Lesezeit
Fahrradunfall – Soforthilfe-Checkliste: So verhältst du dich richtig


Bei einem Fahrradunfall entscheiden oft Minuten oder sogar Sekunden darüber, wie schwerwiegend die Folgen sein werden. Gerade deshalb ist es wichtig, dass du weißt, wie du in einer solchen Situation richtig reagierst. Dieser Ratgeber bereitet dich auf den Ernstfall vor und gibt dir einen klaren Handlungsplan an die Hand, damit du im Notfall ruhig und überlegt handeln kannst. Mit diesem Wissen bist du vorbereitet – für dich selbst und für andere.

Sofortmaßnahmen: Die erste Minute entscheidet

Deine eigene Sicherheit hat immer oberste Priorität! Bevor du anderen hilfst, musst du dich selbst schützen.

  1. Verschaffe dir einen schnellen Überblick über die Situation

  2. Bringe dich aus der Gefahrenzone (z.B. vom fließenden Verkehr weg)

  3. Stelle dein Fahrrad als Warnhinweis auf oder nutze, falls vorhanden, ein Warndreieck

  4. Schalte die Warnblinkanlage deines Bikes ein, falls vorhanden

  5. Trage bei Dunkelheit deine Reflektorweste oder nutze die Beleuchtung deines Smartphones

Erstversorgung von Verletzten (Grundprinzipien)

Ruhe bewahren ist das A und O der Erstversorgung. 

  1. Sprich die/den Verletzte/n an und prüfe die Reaktionsfähigkeit

  2. Kontrolliere Atmung und Puls

  3. Bei Bewusstlosigkeit: Stabile Seitenlage

  4. Bei fehlender Atmung: Sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen (30 Herzdruckmassagen, 2 Atemspenden)

  5. Bei Blutungen: Wunde mit sauberem Tuch oder Verbandmaterial abdrücken

  6. Bei Verdacht auf Knochenbrüche: Betroffenen Teil ruhigstellen, nicht bewegen

Wichtig: Den Helm nur abnehmen, wenn keine Atmung feststellbar ist oder wenn der Verletzte bei Bewusstsein ist und dies ausdrücklich wünscht

Wann und wie den Notruf absetzen

Im Zweifel immer den Notruf wählen! Besser einmal zu viel als einmal zu wenig.

Der Notruf 112 ist europaweit gültig und kostenlos.

Folgende Informationen solltest du bereithalten (merke dir: W-Fragen):

  • Wo ist der Unfall passiert? (Straßenname, Kreuzung, markante Punkte)
  • Was ist passiert? (Kurze Beschreibung)
  • Wie viele Verletzte gibt es?
  • Welche Verletzungen liegen vor?
  • Warte auf Rückfragen! Lege nicht auf, bevor der Disponent es dir sagt.

Pro-Tipp: Nutze Notruf-Apps, die automatisch deinen Standort übermitteln.

Die Unfall-Checkliste: Schritt für Schritt

Dokumentiere den Unfallort ausführlich – das kann später für Versicherungen und rechtliche Fragen entscheidend sein.

  1. Fotografiere die Unfallstelle aus verschiedenen Blickwinkeln

  2. Halte die Position der Fahrzeuge, Fahrräder und relevanten Objekte fest

  3. Fotografiere Schäden an Fahrrädern, Autos oder anderen Objekten

  4. Mache Bilder von Bremsspuren, Glassplittern oder anderen Unfallspuren

  5. Erstelle eine einfache Skizze mit den wichtigsten Positionen

Datenaufnahme der Unfallbeteiligten

Sammle alle wichtigen Kontaktdaten der Beteiligten:

  • Vollständiger Name
  • Adresse
  • Telefonnummer
  • E-Mail-Adresse
  • Bei Autofahrern: Kfz-Kennzeichen, Fahrzeugtyp, Versicherung und Versicherungsnummer
  • Bei Radfahrern: Art des Fahrrads, evtl. Rahmennummer

Zeugen

Sprich mögliche Zeugen direkt an, bevor sie den Unfallort verlassen, und notiere ihre Kontaktdaten (Name, Telefonnummer, E-Mail). Wenn möglich, bitte sie um eine kurze Schilderung des Unfallhergangs und frage die Zeugen, ob sie bereit sind, ihre Aussagen zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen. 

Spezielle Situationen meistern

Bei einem Alleinunfall ist eine gute Dokumentation oft genauso wichtig wie bei Unfällen mit anderen Beteiligten. Auch wenn du allein gestürzt bist, solltest du die Unfallstelle und die Ursache des Sturzes fotografieren, besonders wenn Infrastrukturmängel wie Schlaglöcher oder defekte Radwege zum Unfall geführt haben. Bei solchen Mängeln kann es sinnvoll sein, die zuständige Behörde zu informieren, um weitere Unfälle zu vermeiden und eventuell Ansprüche geltend zu machen.

Bei Unfällen mit anderen Verkehrsteilnehmern

Im Umgang mit anderen Unfallbeteiligten ist es wichtig, sachlich zu bleiben und Schuldzuweisungen zu vermeiden, da diese die Situation oft nur verschärfen. Bestehe höflich aber bestimmt auf den Austausch aller relevanten Daten und rufe bei Unfällen mit motorisierten Fahrzeugen immer die Polizei, selbst bei vermeintlich geringen Schäden. Unterschreibe niemals Dokumente am Unfallort, besonders keine Schuldanerkenntnisse – solche Entscheidungen solltest du erst nach rechtlicher Beratung und in Ruhe treffen.

Unfälle mit Kindern

Bei Unfällen mit Kindern ist besondere Vorsicht geboten, da sie Verletzungen oft anders wahrnehmen oder nicht richtig einschätzen können. Selbst wenn die Verletzungen auf den ersten Blick harmlos erscheinen, solltest du immer auf einer ärztlichen Untersuchung bestehen, insbesondere bei Kopfverletzungen – auch wenn ein Helm getragen wurde. Informiere umgehend die Eltern oder Erziehungsberechtigten und bleibe ruhig und beruhigend im Umgang mit dem Kind, um Panik zu vermeiden.

Unfälle bei schlechtem Wetter oder in der Dunkelheit

Widrige Umstände wie Regen, Schnee oder Dunkelheit erfordern zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Sichere die Unfallstelle besonders gut ab und nutze alle verfügbaren Hilfsmittel wie deine Smartphone-Taschenlampe, Reflektoren oder Fahrradlichter, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Sei dir der erhöhten Rutschgefahr bei Nässe bewusst und achte darauf, dass alle Beteiligten an einen sicheren, möglichst trockenen Ort gebracht werden, um Unterkühlung oder weitere Unfälle zu vermeiden.

Nach dem Unfall: Die wichtigsten nächsten Schritte

Auch nach deinem Unfall gibt es ein paar wichtige Aspekte, die du beachten solltest. 

Medizinische Nachsorge

Unterschätze niemals Verletzungen – auch wenn sie zunächst harmlos erscheinen. Nach jedem Unfall mit Körperkontakt solltest du einen Arzt aufsuchen, der deine Verletzungen professionell einschätzen und dokumentieren kann, was später für Versicherungsansprüche entscheidend sein kann. Achte besonders auf Symptome, die verzögert auftreten können, wie Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit, da diese auf ernstere Verletzungen hindeuten könnten. Für eine vollständige Genesung ist es wichtig, dass du dich an alle ärztlichen Anweisungen zur Nachsorge hältst und Kontrolltermine wahrnimmst.

Versicherungen informieren

Melde den Unfall zeitnah bei allen relevanten Versicherungen, um deine Ansprüche zu sichern. Dazu gehören in der Regel deine private Unfallversicherung, die Haftpflichtversicherung und die Krankenversicherung – bei Dienstfahrten solltest du zudem deinen Arbeitgeber informieren, da es sich um einen Wegeunfall handeln könnte. Sammle und bewahre alle Belege für unfallbedingte Ausgaben sorgfältig auf, einschließlich Taxifahrten, Medikamente und Reparaturen, damit du diese später bei der Versicherung einreichen kannst.

Rechtliche Aspekte beachten

Kenne deine Rechte und Pflichten nach einem Fahrradunfall, um deine Interessen optimal zu wahren. Bei Unfällen mit Sach- oder Personenschäden hast du in der Regel Anspruch auf Schadensersatz, musst aber die Fristen für Schadensmeldungen beachten, die häufig bei einer Woche liegen. Sollte der Fall komplizierter sein oder höhere Schäden vorliegen, kann es sinnvoll sein, rechtlichen Rat einzuholen, um deine Ansprüche durchzusetzen. Bei Aussagen gegenüber der Polizei ist es wichtig, das Geschehene nüchtern und sachlich zu schildern, ohne voreilige Schuldzuweisungen oder Spekulationen.

Prävention: Mit KED sicher unterwegs

Vorausschauendes Fahren ist der beste Unfallschutz! Um Unfälle zu vermeiden, solltest du stets ausreichend Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern halten (besonders zur Türöffnungszone bei parkenden Autos), Verkehrsregeln und Vorfahrtsrechte beachten sowie vorhandene Radwege nutzen. 

Sorge für gute Sichtbarkeit durch reflektierende Kleidung und funktionierende Beleuchtung, verzichte auf ablenkende Kopfhörer im Straßenverkehr und überprüfe regelmäßig die Funktionsfähigkeit deines Fahrrads – vor allem Bremsen, Reifen und Licht. Mit einem hochwertigen KED-Helm, der für deine spezifischen Bedürfnisse entwickelt wurde, bist du zusätzlich optimal geschützt und kannst deine Unabhängigkeit auf zwei Rädern mit der Gewissheit genießen, bestmöglich für deine Sicherheit gesorgt zu haben.